Post-DDR-Geschichte wird gemacht

Ende Dezember 2020 habe ich bei Fazit im Deutschlandfunk Kultur mit Vladimir Balzer über das geplanten „Zukunftszentrum für Deutsche Einheit und Europäische Transformation“ gesprochen. Ich habe dazu im Nachgang noch ein paar ausführlichere Gedanken formuliert – weil mir eine kritische Debatte zu der geplanten erneuten Institutionalisierung der post-DDR-Aufarbeitung sehr wichtig erscheint. Der Text ist jetzt im Freitag erschienen:

Im April 2019 fiel dem deutschen Innenminister Horst Seehofer ein, dass 2020 das 30. Jubiläum der Wiedervereinigung anstand. Kurzfristig wurden 61 Millionen Euro mittels eines Mechanismus bereitgestellt, der normalerweise Naturkatastrophen und anderen Unvorhersehbarkeiten vorbehalten ist.

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Die rasch zusammengestellte Expertenkommission „30 Jahre Friedliche Revolution und Deutsche Einheit – in der übrigens keine (!) einzige (!) nicht-biodeutsche Person zu finden ist – nahm wenig später die Arbeit auf. Diese schloss ihre Arbeit Anfang Dezember 2020 aber, auch Dank Corona, nicht mit den üblichen Feierlichkeiten, sondern mit einem Thesenpapier ab, das sich als ein Bericht zum Stand der Einheit und als Handlungsempfehlung versteht.

Kernstück der Vorschläge ist die Erschaffung eines „Zukunftszentrums für Deutsche Einheit und Europäische Transformation“, möglichst in einem zukunftsweisenden Gebäude, möglichst in der ostdeutschen Provinz. So ein Zentrum solle die Lebensleistung und Umbruchserfahrung der Ostdeutschen würdigen und nutzbar machen für kommende Transformationsprozesse. Das wäre sicher ein Schritt nach vorn. Die Lebensläufe der Ostdeutschen galten im vereinigten Deutschland bislang vor allem als defizitär. Lebensleistung im Osten vor 1989 galt als verdächtig, nach 1990 bestand sie vor allem in einer möglichst reibungslosen Anpassung an das neue System. Ein Perspektivwechsel wäre hier überfällig. Möglich, dass so ein Zentrum ihn leisten will. Doch was würde ein solcher bedeuten und wie könnte eine Institution aussehen, die ihn tatsächlich leisten kann? Die Blickrichtung wechseln hieße, die Erfahrungen des Lebens in der DDR und in der Revolutions- und Transformationszeit nicht nur als Objekt der Beforschung, sondern als Ausgangspunkt einer Befragung des Westens und des neoliberalen Heute zu nehmen – auf seine Widersprüche, sein permanentes soziales, demokratisches, ökologisches Scheitern hin. Es hieße auch, sich dem zuzuwenden, was aus dem Umbruch von 1989/90 an uneingelösten Versprechen und vergessenen emanzipatorischen Praxen liegengeblieben ist. Das ist an erster Stelle die radikale demokratische Selbstermächtigung der ostdeutschen Revolutionärinnen – weit über westliche repräsentative Formen der Demokratie hinaus. Das sind auch die Vorschläge der Runden Tische für eine ökologische Neugestaltung der Wirtschaft, für eine gerechtere globale Ordnung, für die in der DDR behauptete, aber nicht erzielte Geschlechtergerechtigkeit. All dies waren Transformationsvorschläge, die in dem dann vornehmlich von westdeutschen konservativen und neoliberalen Akteurinnen gestalteten Weg in die deutsche Einheit auf der Strecke geblieben sind. Viele von ihnen erscheinen 30 Jahre später so hellsichtig wie aktuell.

Die Transformationsleistung der post-DDR-Bürgerinnen fand ab 1990 also unter dem Vorzeichen nicht nur des Verlustes der politischen, kulturellen und sozialen Koordinaten ihres bisherigen Lebens statt, sondern auch jenes Möglichkeitsraums, den sie sich im Herbst und Winter 1989/90 erkämpft hatten. Stattdessen wurde der Osten mittels der Treuhandanstalt zu einem Labor der anderen Art: einer in Geschwindigkeit und Umfang in Europa einzigartigen Privatisierung und Liquidation einer Volkswirtschaft. Die ostdeutsche Transformationsgeschichte ist deshalb auch eine des Protests. Die Treuhand-Doku „Rohwedder“ rief die mit diesen vergessenen Kämpfen verbundene westdeutsche Angst vor einer „zweiten Revolution“ im Osten vor kurzem eindrucksvoll in Erinnerung. Die Revolution von 1989/90 endete also – nicht immer friedlich – in der als alternativlos kommunizierten Verheerung tausender Arbeitsbiographien und der Niederschlagung jedes Dissens’. Für eine Aufarbeitung in dem geplanten Zentrum wirft all dies Fragen an das Verhältnis von Kapitalismus und Demokratie auf, auf die das Bild des vermeintlich so demokratieunfähigen Ossis nicht nur die falsche, sondern überhaupt keine Antwort ist. Die Fragen anders zu stellen, wäre der Punkt. Transformationsgeschichte, wie im Titel des geplanten Zentrums angedeutet, (ost)europäisch zu denken, wäre sicher ein Beitrag hierzu. Die post-sozialistische Transformation lässt sich innerhalb einer transnationalen osteuropäischen Geschichte, in der sich durchaus erfolgreichere Alternativen zur deutschen Treuhandpolitik finden lassen, besser verstehen.

Aber auch die deutsche Transformationsgeschichte ist weder rein ost- noch rein biodeutsch. Eine vergleichbare Neuorganisation ihrer durch Deindustrialisierung, Liberalisierung und Sozialrückbau zunehmend präkarisierten Leben wurde wenig später auch Bergarbeitern und Stahlwerkerinnen im Ruhrpott und anderswo abverlangt. Und auch Migrantinnen und nicht-Biodeutsche, wie jene, die der Einigungsvertrag aus bilateralen Abkommen der DDR mit Mosambik, Vietnam und Angola in die Ungewissheit entließ, bauten sich neue Leben auf. Nur taten sie dies noch dazu unter den gewaltvollen Bedingungen eines grassierenden Rassismus und Neofaschismus, der von dem mit der Einheit verbundenen Aufschwung des Nationalen ermöglicht und befördert worden war.

 Hier zeigt sich ein zentrales Problem eines Handlungskonzeptes, dem sein ursprünglicher Auftrag, das nationale Projekt Deutsche Einheit vor allem zu feiern noch überdeutlich anzumerken ist. Einige Vorschläge – Freifahrtscheine für Menschen in Nationalfarben am 3. Oktober, Deutschlandfähnchen für Oberschülerinnen – klingen in Zeiten von Pegida gruselig und, für diejenigen, die sich noch an die DDR erinnern, auf groteske Weise vertraut.

All das wirft im Bezug auf das vorgeschlagene Zentrum eine weitere, über das inhaltliche hinausgehende, Frage auf: Was hieße es, wenn eine staatlicherseits in größerem Umfang bereitgestellte Förderung von Forschung und Austausch an die im Bericht skizzierte zentrale Institution und deren vorgegebenen Auftrag gebunden würde? Ein solches an eine staatlich vorgegebene Setzung geknüpftes Erinnerungsprojekt gibt es im Bezug auf die DDR-Geschichte bereits. Die Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur wurde 1998, ebenfalls aufgrund der Empfehlungen zweier von der Bundesregierung eingesetzter Enquete-Kommissionen, gegründet. Sie stellt seither Gelder zur Erforschung der DDR-Geschichte bereit, bindet diese aber auch an die Lesart, die ihr bereits im Namen eingeschrieben ist. Thomas Klein hat kürzlich im telegraph beschrieben, wie kleinere, nicht-staatliche Akteure der Aufarbeitung, die andere Ansätze der Historisierung verfolgen hätten können und auch wollen, sich in entweder in Antizipiation „der Erwartungen der fördernden Einrichtung“ oder unter politischem Druck, den Vorgaben dieses wichtigsten Geldgebers beugten. Was in diesem Rahmen nicht erzählt werden konnte, fiel in den letzten drei Jahrzehnten folglich, statt einer differenzierten Aufarbeitung, einer ostalgischen Schattenerzählung eines „Es war doch nicht alles schlecht“ anheim.

Wenn der Staat nun also für eine Aufarbeitung der Transformationsgeschichte/n Geld in die Hand zu nehmen bereit ist – was er dringend sollte –, wäre es wichtig, dass er die Vergabe desselben nicht erneut über politische und begriffliche Vorgaben in bestimmte Richtungen zwängt und andere verschließt. Die Bewertung der deutschen Einheit und Transformation sollte hier nicht bereits, auf die im Bericht anklingende positive Weise Ausgangspunkt, sondern eher Inhalt und Ziel einer zu fördernden offenen und kritischen gesellschaftlichen Auseinandersetzung sein. Um das zu erreichen, täte eine breite Debatte zur Ausrichtung bzw. eben gerade Offenheit der geplanten Einrichtung not. Der im Bericht formulierte Vorschlag, die Bundesregierung solle zur Ausgestaltung eines detaillierten Konzeptes, der Aufgaben und Ausrichtung des Zukunftszentrum “aus der Kommission heraus eine Arbeitsgruppe berufen”, klingt leider erst mal nicht danach. Parteilinie ick hör dir trapsen. Oder, wer das Geld verwaltet, setzt den Diskurs.

Das Gewicht der Stimmen: Wie die Bürgerbewegungen 1990 einen Verfassungsentwurf und neue Öffentlichkeiten schufen

Das Gespräch zwischen Klaus Wolfram,  Jan Wenzel und Elske Rosenfeld
ist jetzt als HBF Edition #29 erschienen und kann HIER als pdf heruntergeladen werden. Das Heft basiert auf zwei Gesprächen, die ich 2010 und 2020 (mit Jan Wenzel) mit Wolfram geführt habe.  Im Gespräch geht es u.a. um Wolframs Arbeit in dem von ihm 1989 gegründeten BasisDruck Verlag, die Zeitung “die andere”, revolutionäre Öffentlichkeiten und die Möglichkeiten und das Scheitern der Revolution von 1989/90.
Zwei fast zeitgleich im telegraph erschienene Texte seien hier noch zur parallelen Lektüre empfohlen:

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Eine kurzfristig erscheinende Flugschrift von Wolfgang Rüddenklau zur Frühgeschichte des telegraph, Schwesterblatt der von Wolfram (und anderen) heraugegebenen “anderen zeitung”, mit einigen direkten Doppelungen mit Wolfram’s Erzählung.

und

Thomas Kleins ausführliche und detailreicher Abriss Erinnerungen an eine Revolution oder Geschichte einer Entfremdung, der sich im Bezug auf das Scheitern und innere Zerwürfnis der Bürgerbewegungen und die Kritik der Aufarbeitungsszene gut mit den Geschichten von Klaus Wolfram quer lesen lässt.

 

Gabriele Stötzer: The Collective as Liberation

This text for Fotograf # 37 is based on my research into the work of East German feminist performance artist Gabriele Stötzer for my (upcoming) book project “A Vocabulary of Revolutionary Gestures”: Gabriele Stötzer’s collaborative performances stand out from the practices of the late GDR’s artistic underground. They string together elaborations of the collective or the political, the (female*) body, and of art, in ways that challenged configurations of art and the political in the 1980s GDR. Today they challenge understandings of “East German non-conforming art” that stress the individualism and autonomy of such works.

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Stötzer began taking photos of her body, and later those of others, after her release from the infamous Hoheneck Women’s Prison. She had spent seven months there in 1977 after signing and distributing the infamous open letter in support of Wolf Biermann, the dissident singer-songwriter. Upon her release, she found that she could not talk about her experience, but that it returned to her in mental images. Unlike other former political prisoners who turned their main focus of activity to politics, Stötzer found herself pushed toward poetry and towards art. Her work on her trauma and away from it, began in this field between embodied experience (“sensing”) and communicability. Exposing herself “again and again to the horror and the joy of the existential other”[1], she knits the act of aesthetic expression together with a re-constitution of the self in its relation to others and the world.

This desire to organize these confrontations with an other or others into collective form became increasingly pressing and central for Stötzer. She found that the reworking of her self-hood – and of her being in the world – after its violent interruption during her imprisonment had to be collective, that it could not be achieved alone. She developed her remarkable collaborative practice from here. She began to recruit women in the streets of her hometown Erfurt for her work.

“I began looking for women who might want to work with me […] I began an exchange with these women […]I wanted their bodies but could not pay them, but in taking their bodies I could give them their bodies back as a experience, as feeling, as sensing, as the crossing of a threshold of their own unanswered questions about their female sex.”

In 1984 Stötzer made a photo series of a young person, ostensibly a man*, posing for the camera in drag. The model seems to have opened up to her completely in front of the camera, exploring their gender in a way that is playful, vulnerable, and tender. Stötzer identified with her model’s departure from socialist norms and standards – of gender in this case. “Mein Janusgesicht” [my Janus-face] she wrote on the back of one of the prints. This comment later proved prescient in other ways: the model had been informing on her for the Stasi (very likely pressured because of their supposedly “deviant” sexuality). The series exemplifies Stötzer’s ability to empathize with her photographic counterpart and demonstrates her distinctive practice of inviting her models as creative collaborators.

For many of her generation, to escape from the violence and the ideological encroachment of the state had meant to withdraw into the hermetic, homogeneous circles of the “underground” and into a mythical or “existential” art. The individual artist body, conceived of as male, was not only the source of (individual) artistic authorship, but also a place of safety and purity – vis à vis the ideological encroachment of the state. For Stötzer, by contrast, to emancipate herself from an experience of state violence, meant not to seek shelter from the concreteness of the world in a supposedly liberated, heroic individual body, but to become collective, to open herself more intensely to the lives and experiences of others.

In Veitstanz/ Veixtanz, a film made by Stötzer in 1988, a number of scenes are filmed in the immediacy of the recognizable landscapes of the late East German everyday, setting off their lines of flight from there: a cast of characters one would find in any East German city of the late 1980s – a young punk, a middle class person (maybe an office clerk or a school teacher), a footballer with a mullet, two teenagers with perms, earrings, and stonewashed jeans, a professional dancer, a peacenik are dancing themselves into states of ecstasy on a roof, in a backyard, in an abandoned building, on the street, in front of a garage, in the hills, in the sports ground, by the river, in a garden, on a playground, in a cave, in the park, on the pavement, in the light, and in the dark. The here and now is indexed in the clothes, hairstyles, mannerisms of this cast of characters, that are both random, and exemplary for the late GDR. A simple instruction – to dance oneself into ecstasy – first intensifies this present in these bodies’ particular ways of moving, then lets it spin away.

Stötzer’s practice is powerfully liberating in works like this – where it departs not only from the configurations of gender, or collectivity of the socialist state, but from the close confines of the individualism and escapism of some of her underground peers. Where it jumps into an immersive questioning of the world outside, through which her collective experimentations unfolded their very own forms of being in and towards the world. Stötzer’s careful nurturing of the sociabilities that fostered and were enabled by her work, contributes to the unique and enduring, political and aesthetic power of her work.

[1] Karin Fritzsche and Claus Löser, Gegenbilder. Filmische Subversion in der DDR 1976 – 1989. Texte, Bilder, Daten (Berlin: Wolf, Gerhard, 1996), 78.

 

Gabriele Stötzer (*1953 in Emleben/Thuringia) is a visual artist and writer, working in film and performance. Largely self-taught, she developed her unique collaborative and feminist films and (filmed) performances in the aftermath and response to her imprisonment in the late 1970s. Her work has recently begun getting long overdue attention in Germany and beyond.

Postost Zine

Am 24.9.2020 hatte das Tanzprojekt PostOst  in den Berliner Sopiensälen Premiere. Ich habe für das Projekt, gemeinsam mit allen Mitwirkenden Anna Hentschel, Zwoisy Mears-Clarke, Pham Minh Duc, Rike Flämig, Claudia Graue, Yvonne Sembene, Emese Csornai, Martyna Poznańska, Josefine Mühle, Maria Rößler und Elena Polzer ein das Stück begleitendes Zine zusammengestellt, das von Kerem Jehuda Halbrecht gestaltet wurde. Dank an Noa Winter und Melmun Barjachuu für ihre diskriminierungsensible Beratung. Das komplette Zine steht HIER zum Download zur Verfügung. Meine Einführung, eine kurze Intro zu Erfahrungen und Forderungen von Frauen in der Revolution von 1989/90 folgt hier:

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POSTOST ist ein Zeitenmixer.

POSTOST lässt uns von 2020 in die ferne Zukunft des Jahres 2090 schauen und von 2020 zurück auf das Jahr 1990. Es lässt uns aber auch aus dem Jahr 1990 auf das Jahr 2020 blicken, auf die Welt zum Zeitpunkt des Entstehens dieses Heftes.

In diesem Heft reagieren die Projektbeteiligten von POSTOST auf je ein Dokument zu Erfahrungen und Forderungen von Frauen[1] in der DDR und aus der Zeit des Umbruchs ab 1987. Ein Ausgangspunkt des Projektes und vieler Beiträge des Zines ist ein Stapel Forderungspapiere von Frauengruppen und Aktivistinnen, entstanden in den Monaten um die Zeitenwende 1989/90. Auch diese Papiere richten sich an eine unmittelbare Vergangenheit und eine sich rasch wandelnde Zukunft.

Frauengruppen hatten sich in der DDR erst wenige Jahre zuvor sowohl in kirchlich-oppositionellen als auch in akademischen und SED-kritischen Kreisen gebildet. Die Frauen für den Frieden z.B. gründeten sich 1982, um sich im Zuge der drohenden Ausweitung der Wehrpflicht auf Frauen gegen die zunehmende Militarisierung des Staates stark zu machen. Andere Gruppen beschäftigten sich, meist unter dem Dach der Kirche, mit feministischer Theologie und Theorie. Ab 1982 entwickelten erste Lesbengruppen, z.B. in der Berliner Gethsemane-Gemeinde, Praktiken der Selbstermächtigung, des Austauschs und der gegenseitigen Unterstützung.

1989 begann mit dem Aufbrechen der verkrusteten Strukturen und der Auflösung des Repressionsapparates der von den Bürgerbewegungen auf den Weg gebrachte Dialog zwischen Staat und Bevölkerung; Formen des Miteinander-Sprechens über alle Belange der sich neu formierenden Gesellschaft explodierten. Frauen begann sich zu organisieren, gründeten landesweit eine Vielzahl neuer Gruppen, die sich ab dem 3. Dezember 1989 im Unabhängigen Frauenverband (UFV) zusammenschlossen, um ihre Forderungen und Vorstellungen besser in den gesellschaftlichen Gestaltungsprozess einbringen zu können. Wenige Tage später, am 7.12.1989, erkämpften sie sich ihren Platz am Zentralen Runden Tisch der DDR, einem Forum der Vermittlung und Entscheidungsfindung zwischen Opposition und Regierung, wo sie u.a. an einem neuem Verfassungsentwurf mitwirkten.

Frauen und Frauengruppen spielten in den wichtigen Foren und Ereignissen der Umbruchszeit oft eine zentrale Rolle. So wurde z.B. die erste Besetzung einer Stasi-Zentrale in Erfurt am 4. Dezember 1989 von einer Gruppe von Frauen um die Künstlerin Gabriele Stötzer in die Wege geleitet.

Das Manifest „Ohne Frauen ist kein Staat zu machen. Einige Frauen-Fragen an ein alternatives Gesellschaftskonzept oder: Manifest für eine autonome Frauenbewegung“ wurde von Ina Merkel (lila offensive) beim UFV-Gründungskongress veröffentlicht. Es behauptete eine Spezifik der Erfahrung von Frauen in einem Staat, in dem eine von oben herzustellende Geschlechtergleichheit offizieller emanzipatorischer Anspruch und Grundlage auf Gleichstellung zielender Sozialpolitiken war. Diese staatliche Behauptung von Gleichheit überdeckte in der DDR aber zugleich die Unzulänglichkeiten dieser Politiken in einem ungebrochen patriarchalen System – und machte diese Widersprüche unadressierbar.

Die Forderungen der Frauen richteten sich 1989/90 aber nicht nur gegen die Versäumnisse und den patriarchalen Duktus des sich auflösenden, vergangenen Staates. „Staat machen“ hieß hier vor allem, die Rolle und Stellung von Frauen in einer gemeinsam entworfenen kommenden Gesellschaft ebenfalls gänzlich neu zu denken.

Die erste DDR-weite Lesbentagung am 25.11. 1989 fiel – lange vorher geplant – eher zufällig ebenfalls in genau diese Aufbruchsmonate. Die Fragen auf dem Einladungsschreiben – Wer sind wir? Wie leben wir? Wovon träumen wir? – stellten sich plötzlich auf radikale Weise im Bezug auf alle Aspekte des eigenen und kollektiven (lesbischen) Lebens. In Arbeitsgruppen wurden Erfahrungen, z.B. als lesbische Mütter oder als Lesben mit Behinderung erstmals öffentlich besprochen[2].

Doch bevor sich all diese Fragen gemeinsam in der radikalen Offenheit des revolutionären Augenblicks besprechen ließen, rasten die Zeiten schon weiter, in eine Richtung, die von vielen der aktiven Frauen weder vorhergesehen noch gewollt war. Das Reformprojekt einer demokratischeren, gerechteren, demilitarisierten und feministischeren Gesellschaft geriet gegenüber dem nun auch von westdeutschen etablierten Kräften vorangetriebenen Projekt einer raschen deutschen Einheit – die das westliche Gefüge von Demokratie, Wirtschaft und Geschlechterrollen unangetastet lassen sollte – ins Hintertreffen. Gruppen wie SoFIA (Sozialistische Fraueninitiative AusländerInnen) warnten früh vor den Folgen des wachsenden Nationalismus und Rassismus. Ostdeutsche schwarze und Frauen of Colour engagierten sich in vielen dieser Initiativen und machten hier eigene Erfahrungen, leider auch der erneuten Ausgrenzung und Diskriminierung. In Dresden lud die im Neuen Forum aktive Ina Röder Sissoko Anfang 1991 schwarze Frauen und Mädchen erstmals zu einem Austausch zu diesen Fragen[3]. Organisierungen wie diese begannen in den frühen 1990ern auch andernorts unter dem Druck der zahlreichen Übergriffe bis hin zu Pogromen gegen – meist vermeintliche – Ausländer*innen[4]. Das Fenster der Möglichkeiten eine solidarische, ökologische, feministische, nicht- oder antinationalistische Gesellschaft neu zu denken hatte sich da bereits geschlossen.

Die Forderungspapiere der Frauen, die in den eiligen Wintermonaten 1990 entstanden waren und von der Archivarin und Protagonistin Samirah Kenawi gesammelt wurden, sind Kartierungen sich stetig wandelnder Zukünfte, deren Gestaltungsmöglichkeiten den Aktivist*innen bereits wieder entglitten.

Die am Zentralen Runden Tisch von Mitgliedern des UFV entwickelte Sozialcharta navigiert diesen Zeitraum. Sie liest sich als eine Reaktion auf die Erfahrungen von Frauen in der DDR und gleichzeitig – und vor allem – als Dokument ihrer Befürchtungen und Erwartungen in Bezug auf die kommende Einheit. Mit dem Papier, das als Grundlage der Aushandlung neuer sozialer Strukturen in einem neuen Gesamtdeutschland verstanden werden kann, wollten die Verfasser*innen einerseits jene Formen der Gleichstellung sichern, welche die DDR dem Westen voraushatte, und andererseits die befürchtete soziale, ökonomische, rechtliche Abwertung von Frauen im neuen System verhindern. Aus dieser Charta konnte im Einigungsprozess lediglich – und auch das nur unter dem Druck von ost- wie westdeutschen Frauen – das liberalere Abtreibungsrecht[5] der DDR in das vereinigte Deutschland gerettet werden. Darüber hinaus ist die Zukunft, welche die Frauen in den Papieren entwerfen, nicht eingetroffen. Ihre Ideen und ihre Namen sind heute kaum im öffentlichen Bewusstsein. Was könnte es heißen, diese Ideen heute als Forderungen und Visionen neu ins Spiel zu bringen? Welche Zukünfte laden uns heute, 2020, ein zu imaginieren? Wie ließen sich diese historischen und hochaktuellen Forderungen mit gegenwärtigen queerfeministischen, intersektionalen, ökologischen Feminismen aufmischen, updaten, neu mischen?

Elske Rosenfeld, September 2020

[1] Wir verwenden in diesem Text den im zeitlichen Kontext verwendeten, selbstgewählten und nicht trans-inklusiven, binären Begriff „Frauen“. Einige der damaligen Aktiven identifizieren sich heute nicht mehr als Frauen. Eine Sprache für trans- und nicht-binäre (Selbst)identifizierungen und die damit verbundenen Möglichkeiten stand auch in den oppositionellen Frauen- und Lesbengruppen damals kaum zur Verfügung.

[2] Organisierungen von Menschen mit Behinderung in der DDR sind bislang kaum historisch aufgearbeitet worden; bekannt ist aber z.B. die selbstorganisierte Landkommune um den 2020 verstorbenen Behindertenaktivisten Matthias Vernaldi in Hartroda/Thüringen.

[3] Siehe hierzu das Gespräch zwischen Ina Röder Sissoko und Suza Husse in „Longing is my favorite material for engaging holes“ in Suza Husse, Elske Rosenfeld (Hg.), wildes wiederholen. material von unten. Dissidente Geschichten in DDR und pOstdeutschland #1, 2019

[4] Das Ausstellungsprojekt und Buch Labor 89. Intersektionale Bewegungsgeschichte*n aus West und Ost von Peggy Piesche (Hg.) und Nicola Lauré al-Samarai (Hauptautorin) ist den Erfahrungen und Organisierungen von BIPoC in der DDR und der Transformationszeit gewidmet.

[5] Laut DDR-Recht entschieden Schwangere während der ersten zwölf Wochen einer Schwangerschaft allein, ob sie diese austragen oder abbrechen wollten.

Wackeliges Gedenken

In diesem im Freitag erschienenen Text gehe ich der Frage nach, wie die Geschichte der von den Ostdeutschen so gewollten Einheit derart wirkmächtig werden konnte, dass sie nicht nur von ihren Profiteuren (und maßgeblichen Autoren), den westdeutschen Konservativen, sondern auch von vielen, denen sie im Prinzip schadet – den Ostdeutschen und den Linken Ost wie West – bis heute quasi unhinterfragt angenommen wird. Ein Vorschlag, diese Geschichte ab 2020 noch einmal anders zu schreiben.

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“Kommt die DM bleiben wir, kommt sie nicht geh’n wir zu ihr.“ So steht es auf einem Banner einer Demonstration in Leipzig im Winter 1990. Die Behauptung der Alternativlosigkeit der deutschen Einheit, von Währungsunion und Treuhand-Privatisierungen ruht auf Bildern wie diesen – Zeugnissen eines scheinbar eindeutigen Willens der DDR-Bevölkerung. 2014 nahm die hörenswerte Deutschlandfunk-Reihe „Deutsche Rufe“ das Banner unter die Lupe und fragte, warum es statt an den DDR-üblichen Holzlatten an Bambusstäben befestigt ist. War der Spruch eine westdeutsche Erfindung? Wurde er, qua diesem Banner, unter das demonstrierende Ost-Volk gebracht, wie später die „Wir sind das Volk“-Aufkleber der Bundes-CDU? Gegen eine Geschichte der Wiedervereinigung als glückliches Ende der 89-er Revolution war so ein Bambusstab im Feierjahr 2014 ein reichlich dünnes Argument.

Im Feierzyklus des letzten Jahres war das Gedenken schon wackeliger. Im Nachgang des lautstarken Rechtsdrifts ostdeutscher Unmutsäußerungen – und leider erst dann – ist ab 2014 ein längst überfälliger Prozess der Aufarbeitung der sozialen und biografischen Verheerungen und kulturellen Überschreibungen der Nachwendejahre in Gang gekommen, einschließlich der millionenfachen Abwanderung von Ost nach West, nicht trotz, sondern wegen der Währungsunion. 2019 haben sich zu den kritischen Stimmen einer neuen Generation jüngerer Historikerinnen, Journalistinnen und Aktivistinnen auch endlich die bislang fehlenden Perspektiven von Schwarzen Ostdeutschen, LGBTI, Vertragsarbeiterinnen, Feministinnen in der DDR gesellt.

Ausweitung des Erinnerns

Debattenbeiträge bislang wenig gehörter Protagonisten der 89-er Revolution fordern deren Erzählung als zwangsläufiger – und glücklicher – Werdegang von Mauerfall zu Wiedervereinigung heraus. Als der DDR-Oppositionelle und Verleger Klaus Wolfram die Entwicklung desselben Jahres in einer Rede in der Akademie der Künste als wenig feiernswerte Wandlung einer „ostdeutschen Generalaussprache“ in ein „westdeutsches Selbstgespräch“ über den Osten beschrieb, war die Aufregung groß. In Reaktionen auf seinen Beitrag wurden erneut bewährte Figuren der (Nach)Wende-Geschichtsschreibung bemüht. Doch gerade das Bild des „Jammerossis“ bedarf, um zu funktionieren, genau jene Geschichte einer so und nicht anders gewollten Einheit – und daher unverständlichen ostdeutschen Enttäuschung –, die Wolframs Einwurf hinterfragt. Auch die Demokratieunfähigkeit der Ostler lässt sich erst dann behaupten, wenn 89/90 als die radikale demokratische Selbstermächtigung, die dieses Ereignis eben auch war, aus dem kollektiven Erinnern verschwunden ist. Das ist die Geschichte der Runden Tische, Bürgerkomitees, der spontan gegründeten Räte in Städten, Betrieben, ja selbst in Gefängnissen; der hier entwickelten Vorschläge für eine ökologisch und sozial ausgerichtete Wirtschaft, der Experimente mit Eigentumsformen z.B. von Wohnraum oder Betrieben, oder einer Sozialcharta, die zunächst eine reformierte DDR, dann den kommenden gesamtdeutschen Sozialstaat gerechter, ökologischer und feministischer als den westdeutschen gestalten wollte. Eine Geschichte die, wenn nicht gänzlich vergessen, dann doch abgetan wird und wurde, als Fantastereien einer kleinen Minderheit bürgerbewegter Utopisten, die 1990 den vernünftigeren Wünschen der Mehrheit nach D-Mark und Einheit gewichen sind.

Genau diese Austragung der radikaldemokratischen, ökologischen, sozialen, feministischen, antimilitaristischen und, ja, auch anti-nationalistischen Aspekte der Revolution von 89/90 hat es ermöglicht, dass sich deren unvollendete Geschichte 2019 von einer rechten „Alternative für Deutschland“ als Wahlkampfmittel für eine rassistische, antifeministische und antidemokratische Agenda aneignen lassen hat. Ein alternatives Erinnern an 1989 könnte dieser rechten Besitznahme entgegentreten, indem es die Ereignisse als sehr konkrete emanzipatorische, ja linke, Erfahrung inhaltlich ausfüllt und auf Anschlüsse ins heute prüft. Warum hat es eine solche andere Erzählung, trotz der begrüßenswerten personellen Ausweitung des DDR-Erinnerns, bis heute so schwer?

Die Behauptung der genau so gewollten Vollendung der Revolution in der deutschen Einheit ruht auf den Volkskammerwahlen vom 18. März 1990. 48 Prozent der Wählerinnen gaben an diesem Tag ihre Stimme der aus CDU, DSU und Demokratischem Aufbruch zusammengeschlossenen Allianz für Deutschland, die sodann den von westdeutschen Konservativen und Marktliberalen bevorzugten raschen und möglichst bedingungslosen Anschluss der DDR an den Geltungsbereich des Grundgesetzes auf den Weg brachte. Die Wahlen werden bis heute als ein Referendum zur deutschen Einheit gewertet, in welchem sich, wie es oft heißt, „die Mehrheit“, oder die „DDR-Bevölkerung“ als Ganze von den Ideen der Bürgerbewegungen trennte, und für D-Mark und schnellstmögliche Einheit entschied. Nun sind 48% Allianz-Wählerinnen schon rechnerische keine Mehrheit gegenüber den 52% der Wählerinnen anderer Wahllisten. Es gibt aber auch gute Gründe, die Gleichsetzung „Wahlergebnis = Volksentscheid zur Einheit“ grundsätzlicher zu hinterfragen. Denn obwohl die Stimmenmehrheit der Allianz von der neuen DDR-Regierung als prinzipielle Einwilligung der Wähler in alle ihrer darauffolgenden Sachentscheidungen herangezogen wurde, ergaben zeitgleiche Meinungsumfragen zu konkreten Fragen, z.B. zu einer neuen DDR-Verfassung, durchaus deutlich abweichende Meinungsbilder. Von einer Einheit nach DDR-„Volkes Willen“ lässt sich auch insofern nicht sprechen, als die Bundesregierung in den Verhandlungen fast alle aus der Revolution geerbten sozialen und ökologischen Vorschläge dieser gewählten DDR-Regierung ablehnte. Deren „idealistischer Grundton“ – wie es in einer internen Notiz heißt – kam beim Kanzleramt nicht gut an.

Wachsende Unzufriedenheit

Noch interessanter wäre zu fragen, welche Vorstellungen eines kommenden vereinten Deutschlands sich überhaupt mit den Entscheidungen der Wählerinnen im März verbunden hatten. „Ein einiges Deutschland mit größter sozialer Gerechtigkeit und Sicherheit. Ein einiges Deutschland, in dem Volkseigentum an Produktionsmitteln eine wirtschaftliche Größe im wahrsten Sinne des Wortes wird,“ forderten im Januar 1990 Belegschafter der Kokerei des VEB BV Lauchhammer. Eine rasch wachsende Unzufriedenheit der (post-)DDR-Bevölkerung lässt sich auch an der steigenden Anzahl von Streiks und Protesten im Frühjahr und Sommer 1990 ablesen, die sich zu einer massiven Bewegung ausweiten sollte.

Dass diese massiven und fortdauernden demokratischen Proteste bis heute weder wirklich Beachtung gefunden haben, noch an dem Bild der „demokratieunfähigen Ostdeutschen“ kratzen konnten, ist ebenfalls eine Folge der schon erwähnten zirkulären Geschichtsschreibung: Wer behauptet, das Aufbegehren von 1989/90 habe – die kleine Gruppe bürgerbewegter Utopisten ausgenommen – allein auf ein Erlangen von Reisefreiheit, Demokratie und Meinungsfreiheit bestehender westlicher Ausprägung und eine Teilhabe am bundesdeutschen Konsum und Wohlstand abgezielt, wird in den Protesten der ostdeutschen Arbeiterinnen keine Fortsetzung eines revolutionären Impulses erkennen können. Die Proteste sind entsprechend als Reaktionen auf einen so bedauerlichen wie unvermeidlichen Rückbau überflüssiger Arbeitsplätze im Osten abgetan worden. Die wenigen verfügbaren zeitgenössischen und aktuellen Befragungen von Beteiligten zeigen aber, dass die betrieblichen Proteste der 90er Jahre auch immer von einem tief empfundenen, im Herbst und Winter 89/90 erlernten Anspruch auf betriebliche Mitbestimmung angetrieben wurden. Mit ihrer Forderung nach Selbstbestimmung hatte die Handvoll Bürgerbewegter eine neues demokratisches Selbstverständnis losgetreten, dessen Nachwirken in alle Bevölkerungsschichten hinein sie selbst weder kontrollieren, noch in voller Konsequenz (an)erkennen konnte. Die Inhalte, die Sprache, die Ikonographie der betrieblichen Protestbewegung der frühen 90er legen den Schluss nahe, dass die revolutionäre Anmaßung des Herbstes 89 – sich endlich selbst vertreten zu wollen – tatsächlich erst 1993 mit den Kämpfen in Bischofferode und anderswo niedergeschlagen wurden.

Die Bürgerbewegten der ersten Stunde, darunter Klaus Wolfram und Bärbel Bohley, waren in Bischofferode noch einmal dabei. Auch ihr Kampf hatte im Oktober 1990 nicht aufgehört. Stellvertretend für viele sei hier die Geschichte von Ingrid Köppe erzählt, einer Kollegin Klaus Wolframs vom Runden Tisch, später eine von acht Vertreterinnen der Bürgerbewegungen im ersten gesamtdeutschen Bundestag. Köppe machte sich dort für Abschaffung der bundesdeutschen Nachrichtendienste stark und stimmte gegen die Verschärfung des Asylrechts. Unzufrieden mit den Kürzungen eines von ihr verfassten Untersuchungsberichts zur SED-Devisenbeschaffung, veröffentlichte sie einen Bericht zu westdeutschen Verwicklungen. Als der 1994, trotz seiner Einstufung als geheim, öffentlich wurde, leitete man ein Verfahren gegen sie ein. Köppe lehnte in Folge das Bundesverdienstkreuz ab und zog sich aus der öffentlichen Debatte zurück. Ingrid Köppe begann ihre Aufarbeitung der Aufarbeitung am eigenen Leibe zweieinhalb Jahrzehnte zu früh. Sind wir 2020 so weit?

wildes wiederholen. material von unten.

Unser Buch wildes widerholen. material von unten. Dissidente Geschichten aus DDR und pOstdeutschland ist da und kann bei District Berlin bestellt werden. Aufgrund von Covid 19 kann sich die Lieferung etwas verzögern. Ihr könnt das Buch jetzt über press@district-berlin.com vorbestellen und erhaltet das pdf vorab. Die gedruckte Fassung liefern wir sobald wie möglich nach.

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Die Erfahrungen des gemeinsamen widerständigen Lebens in der von jeder utopischen Zukunft gelösten Gegenwärtigkeit der späten DDR harren noch immer einer differenzierten Bearbeitung. Ihre Spuren sind in der Erinnerung der damals Involvierten und in zahlreichen Dokumenten und Materialien in Archiven und Sammlungen aufgehoben. Dieses Buch ist das Ergebnis eines vielstimmigen und transdisziplinären Arbeitsprozesses von Künstler*innen, Autor*innen, Forscher*innen, Kurator*innen, Archivar*innen, Aktivist*innen und weiteren Gesprächspartner*innen im Archiv der DDR-Opposition. Die dort gesammelten Materialien zeichnen ein komplexes Bild individueller und kollektiver Lebenswelten und dokumentieren (Gegen)Entwürfe ökologischer, feministischer und radikal demokratischer Bewegungen von Unten, die sich entlang des Versprechens wie des Scheiterns des Staatssozialismus ausformten.
wildes wiederholen. material von unten geht der Aktualität dieser wenig gehörten Geschichten nach, um sie mit Begriffen und Praktiken des Politischen heute in Dialog zu setzen. Das Buch versammelt künstlerische und politische Zugänge zu Archiv und Erinnerung aus kritisch-postsozialistischen, queer*feministischen, linken, Schwarzen, postmigrantischen und intersektionalen Perspektiven. Die Positionen, aus denen heraus Geschichte erlebt, begehrt und erzählt wird – ihre Situiertheit in Körpern, Sprachen und Ökologien – sind Teil jeder Erzählung.

 

Beiträge: Alex Gerbaulet + Mareike Bernien, Anna Zett, Elsa Westreicher, Elske Rosenfeld, Ernest Ah + Sabrina Saase + Lee Stevens vom Kollektiv der Raumerweiterungshalle, Ina Röder Sissoko + Suza Husse, Irena Kukutz, Nadia Tsulukidze, Peggy Piesche, Samirah Kenawi, Technosekte + Henrike Naumann und Katalin Cseh-Varga, Maria Josephina Bengan Making, Rebecca Hernandez García, Redi Koobak, Sebastian Pflugbeil, Tim Eisenlohr

Herausgeber*innen: Elske Rosenfeld und Suza Husse

Gestaltung: Elsa Westreicher

Verlag: Archive Books

Eine Archive Books und District*Schule ohne Zentrum Publikation in Kooperation mit der Robert Havemann Gesellschaft e.V. / Archiv der DDR-Opposition. Gesprächspartner*innen im Archiv der DDR-Opposition: Christoph Ochs, Jana Papke, Frank Ebert, Olaf Weißbach, Rebecca Hernandez García, Tina Krone. Dieses Buch ist die erste Manifestation der Reihe Dissidente Geschichten zwischen DDR und pOstdeutschland, gefördert vom Beauftragten zur
Aufarbeitung der SED-Diktatur im Land Berlin.Sprachen: In deutscher und englischer Fassung erhältlich.Preis: 20 €
Versandpauschale: 4 €


INHALT

S 11 Vorwort

S 16 Nadia Tsulukidze: Big Bang Backwards/Urknall Rückwärts
Dokument: Skizze Bühnenbild zur Inszenierung „Die Nebelschlucht“ von John M. Synge
S 40 Ernest Ah, Sabrina Saase und Lee Stevens vom Kollektiv der Raumerweiterungshalle:
gemeinsam unerträglich. ein dokumentarisches mosaik
Dokument: Die private Selbstverteidigungsgruppe stellt ihre Arbeit vor. K., nach S. mit dem Fuß tretend
S 68 Anna Zett: Deponie
Dokument: Urkunde – 40 Jahre DDR
S 86 Elske Rosenfeld: A Vocabulary of Revolutionary Gestures. Versuche, Framed
Dokument: Bärbel Bohley, Niemandsland
S 110 Was vergangen ist, kann einem nicht mehr weggenommen werden
Irena Kukutz im Gespräch, 2009
S 122 Bindungen, die über eine gewöhnliche Freundschaft hinausgingen
Samirah Kenawi im Gespräch, 1999
S 138 Peggy Piesche: Leerstelle (im) Archiv
Dokument: Bericht über die Sicherheit für das Leben ausländischer BürgerInnen in Berlin (Ost) in den letzten Monaten
S 152 Elsa Westreicher: Transparenz, Intimität, Dringlichkeit. Vor ein paar Morgen lagen Meilen zwischen Gestern und Morgen
Dokument: Zerschlagung der Stasi-Struktur Gegen neue Geheimdienste Kein Polizeistaat.
S 176 wildes wiederholen. material von unten. Bilder der AusstellungS 212 Dissidente Geschichten zwischen DDR und pOstdeutschland. Resonanzen und Reflektionen
Elske Rosenfeld und Suza Husse im Gespräch mit Katalin Cseh-Varga, Rebecca Hernandez García und Redi Koobak
S 234 Alex Gerbaulet + Mareike Bernien: Entlang der Silberstraße
Dokument: Pyramiden von Ronneburg (Uranabraumhalden der Wismut AG)S 256 Umwelt im Erweiterten Sinne
Gespräch mit Alex Gerbaulet, Anna Zett, Elske Rosenfeld, Mareike Bernien, Sebastian Pflugbeil, Suza Husse, Tim Eisenlohr und Gästen
S 278 Ich will dass niemand keinen Rest findet der Zeugnis wäre unserer Existenz
Gespräch mit Ernest Ah, Lee Stevens und Sabrina Saase vom Kollektiv der Raumerweiterungshalle, Elske Rosenfeld, Maria Josephina Bengan Making, Peggy Piesche, Rebecca Hernandez García, Samirah Kenawi, Suza Husse und Gästen
S 306 Ina Röder Sissoko + Suza Husse: Longing is my favorite material for engaging holes
Dokument: Lesben in der Provinz
S 330 Technosekte + Henrike Naumann: BRONXX
Dokument: DDR von Unten
S 356 Zu den Autor*innen
Team – Redaktion: Elske Rosenfeld und Suza Husse; Verlegerin: Chiara Figone/Archive Books; Gestaltung: Elsa Westreicher; Lektorat: Nine Eglantine Yamamoto-Masson; Übersetzung: Cordula Unewisse, Wilhelm von Werthern; Transkription: Jil Zepp, Julia Reinl; Korrektorat: Archive Books / Lena Heubusch; Fotografie: Emma Wolf Haugh, Jil Zepp, Suza Husse; Bildbearbeitung: Hannes Wiedemann
© Die Autor*innen, die Herausgeber*innen, Archive Books, District*Schule ohne Zentrum 2019.

Statement for the Future: Documentation

Through a very lucky twist of fate I got to spend the days between the 102nd anniversary of the start of the Russian revolution and the 30th anniversary of the beginning of the end of the East German revolution – 7th to 9th of November – in Bucharest in the company of a bunch of artists and activists, young and old from Bucharest, Budapest, Cluj, Timisoara, Prague, Warsaw, Bratislava, St. Petersburg, Kyiv…

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I was invited to give a “statement for the future” as part of “Upon us all equally” , organised by the tranzit network, in the amazing Sala Omnia/ Former Communist Party assembly hall. You can watch documentation of my 15 min statement, assembled from manifestos, lists of demands, public statements of groups and individuals, dissidents, work collectives, women’s and lesbian and gay organisations from the autumn and winter of 1989/90 here:

Streitkultur im Deutschlandfunk

Im der Sendung Steitkultur im Deutschlandfunk sprach ich mit Dierk Hoffmann (Historiker, leitet ein Forschungsprojekt zur Treuhand am Institut für Zeitgeschichte München – Berlin), zur vermeintlichen Alternativlosigkeit des Werdegangs der Revolution und neoliberalen Transformation Ostdeutschlands.

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Die Ausgangsfrage war: „Das glücklichste Volk der Welt“ – Hält die Freude an?”:

ER: „Ich persönlich habe mich über die Wiedervereinigung eigentlich nie gefreut. Ich gehörte 89/90 zu Leuten, die sich sehr stark mit der Bürgerbewegung identifiziert haben, die damals als erste auf der Straße waren. Und die natürlich nicht für diese Wiedervereinigung demonstriert haben, sondern für einen sogenannten dritten Weg, für einen eigenständigeren und gleichberechtigteren Weg in eine mögliche Annäherung der deutschen Staaten auf Grundlage der Erfahrung des Staatssozialismus und seines Scheiterns. Darüber hinaus denke ich übrt den Begriff „das Volk“ nacht: Wer ist das und wer in diesem Volk konnte sich damals schon auch nicht besonders über die Wiedervereinigung freuen? Ich denke da an die Migrant*innen in Ost und West. Und drittens würde ich gern die Frage stellen, wie glücklich die Leute, die bei der Volkskammerwahl im März angeblich für diese Wiedervereinigung gestimmt haben tatsächlich über den dann eingeschlagenen Weg waren.“

Die Sendung wurde am 9.11. im Deutschlandfunk ausgestrahlt und kann hier nachgehört werden: https://www.deutschlandfunk.de/elske-rosenfeld-vs-dierk-hoffmann-war-die-wiedervereinigung.2927.de.html?dram:article_id=463056

1989/90 ist noch nicht vorüber

Diesen Text habe ich für das von mir mitkuratierte Festival “Palast der Republik” geschrieben, das vom 8.3.-10.3.2019 am Haus der Berliner Festspiele stattfand. Der Tagesspiegel, der diesen Text angefragt hatte, hat ihn auf so aufschlussreiche Weise gekürzt, dass ich die Kürzungen hier kursiv gesetzt habe. Sie erzählen auch eine Geschichte.

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“Die Revolution von 1989/90 ist in den letzten 30 Jahren zu einer Fußnote von Maueröffnung und Wiedervereinigung geworden. Dabei hat diese Revolution als etwas anderes begonnen und ist weder vollendet, noch abgeschlossen.

Als die Mauer geöffnet wurde, trank Bärbel Bohley einen Cognac und ging schlafen. Sie hatte am Vormittag mit anderen Mitstreitern die erste Pressekonferenz des Neuen Forums abgehalten. Vielen von ihnen erscheint die Maueröffnung als ein Versuch der SED, das aufgebrachte Volk zu befrieden. Zwei Tage später mahnt das Neue Forum: „Ihr seid die Helden einer politischen Revolution, lasst euch jetzt nicht ruhigstellen.“

Diese politische Revolution hatte ab Oktober 1989 als eine rasant anwachsende Massenbewegung Gestalt angenommen. Diese war angetreten, mit den im Umfeld dissidentischer Kreise entstehenden Bürgerbewegungen SED und Regierung den politischen Alleinvertretungsanspruch streitig zu machen. In einem Prozess der radikalen Selbstermächtigung hatten die Menschen auf den Straßen, in Versammlungen, auf der Arbeit, in den Schulen begonnen, die Gegenwart und Zukunft des Landes zu besprechen. Die Bürgerbewegungen boten der Bevölkerung dafür eine Plattform. Für dieses von den Oberen gefürchtete gemeinsame Projekt sollte die abrupte Grenzöffnung tatsächlich zu einer Art Anfang des Endes werden. Viele Menschen begannen sich jetzt anderen politischen Angeboten zuzuwenden, bzw. Angeboten, die schon nicht mehr politisch waren. Aber damit war noch nichts vorüber.

Zwar müssen sich die Mitbegründer des Neuen Forums in Leipzig montags nun, weil sie – aus Protest gegen die nationale Wende – demonstrativ entgegen der Hauptlaufrichtung um den Leipziger Ring laufen, als „rote Socken“ beschimpfen lassen. Aber noch sprechen sich, laut einer Spiegel-Umfrage vom Dezember 1989, 71% der Ostdeutschen für einen Fortbestand der DDR aus. Der von DDR-Intellektuellen initiierte „Aufruf für unser Land“ wird von 1,17 Millionen Bürgerinnen unterschrieben.

Der so folgenreiche Wandel von „Wir sind das Volk“ zu „Wir sind ein Volk“ wurde nicht auf der Straße und nicht im Osten, sondern am 10. November in Hamburg von den Chefredakteuren von Bild und Welt vollzogen. Die Bundes-CDU machte anschließend im Geleit dieser Kampagne wirkungsvoll Wahlkampf. „Selbstbestimmung“, so Peter Radunski, Chef der CDU-Öffentlichkeitsarbeit, kann „nicht das sein, womit das Volk zufrieden gestellt werden kann.“ Die Kohlregierung verhandelte die Konditionen einer raschen Einheit sowieso lieber mit Partnern in der SED-Regierung, als mit den bürgerbewegten Neulingen. Die Bürgerinnen organisierten, all dessen ungeachtet, weiter die Demokratisierung der Institutionen, Medien und Betriebe an Runden Tischen, in Bürgerkomitees und anderen neu geschaffenen Formaten. Die Revolution, als ein Projekt der Massen und von unten, ging weiter und schuf sich ihre Wege.

Auch mit dem durchschlagenden Erfolg der Allianz für Deutschland bei den Volkskammerwahlen war diese Revolution nicht vorüber. Das Wahlergebnis vom 18. März wird heute gern als Blankoscheck für genau jenen Weg zur Einheit interpretiert, den diese dann unter westdeutscher Federführung einschlug. Parlamentarische Entscheidungen und Bevölkerungsmeinung gingen in Sachfragen, z.B. zur Notwendigkeit einer Verfassungsdiskussion, jedoch teils nachweislich weit auseinander. Auch die Verhandlungen zur deutschen Einheit blieben bis zu ihrem Ende von dem hartnäckigen Bemühen ostdeutscher Akteure geprägt, wenigstens einige der u.a. an den Runden Tischen entwickelten ökologischen und basisdemokratischen Vorschläge und soziale Aspekte der DDR in ein vereintes Deutschland einzubringen. Der Wunsch nach Eigenständigkeit der neuen DDR-Regierung, ihr „idealistischer Grundton“ – wie es in einer Notiz des Bundeskanzleramts heißt -, ihr Streben nach einer „gerechten internationalen Wirtschaftsordnung“ stießen bei der Bundesregierung weder auf Gegenliebe noch auf nennenswerten Verhandlungsspielraum.

Während die Volkskammer am 20. September 1990 im Palast der Republik den Einigungsvertrag annahm, versammelten sich draußen Bürgerrechtler an einem Runden Tisch, bestehend aus einer Kabeltrommel der von Entlassungen bedrohten Kabelwerke Oberschöneweide.* Am 3. Oktober luden bürgerbewegte Gruppen zum Protest gegen den neuen Visumszwang an die polnische Grenze. Am 4. November forderte ein „Runder Tisch von Unten“, die politische Selbstermächtigung der Bürgerinnen von 1989 nun auch als eine soziale und wirtschaftliche umzusetzen. Als Ende November die Polizei in der Mainzer Straße einrückte, stellten sich Bürgerrechtler, darunter Bärbel Bohley, in den Weg der Wasserwerfer. Aber selbst mit dem politischen Kapital ihrer Namen konnten sie die Räumung der besetzten Häuser nicht verhindern.

Dennoch wirkte der Impuls der revolutionären Selbstermächtigung noch lange fort, nachdem die Politik den demokratischen Gestaltunganspruch der Ostdeutschen mit dem Treuhandgewordenen Credo des „wirtschaftlichen Sachzwangs“ für obsolet erklärt hatte. Der Wunsch über die eigene Zukunft selbst zu entscheiden manifestierte sich in den über 1000 Anti-Treuhand-Protesten, Streiks und Betriebsbesetzungen der frühen 1990er Jahre, ebenso wie in den 1991 zunächst gegen Betriebsschließungen und 2004 gegen die Hartz-IV-Gesetze wieder aufgenommenen ostdeutschen Montagsdemos.

Nachdem die Geschichte von 1989/90 aber einmal als Erfolgsstory von Mauerfall und Wiedervereinigung festgeschrieben worden war, waren diese Momente nicht mehr als Fortsetzung einer 1989 begonnenen emanzipativen Bewegung zu erkennen. Aus dem kollektiven Bewusstsein Ost wie West sind sie seither so gründlich verschwunden, dass der Rechtsruck Ostdeutschlands heute oft ausgerechnet mit einer „Demokratieunfähigkeit“ der Ostdeutschen erklärt wird.

Für die Erfahrung der Selbstermächtigung, die Erinnerung an das Uneingelöste der Revolution von 1989/90, fehlt uns heute die Sprache. Wir, die diese Revolution erlebt und mit getragen haben, nennen unsere damaligen Vorstellungen „naiv“, jede Hoffnung, etwas anderes als die Geschichte, wie sie dann eintrat und gemacht wurde, sei möglich gewesen, scheint uns „utopisch“. Als Künstlerin suche ich diese, auch meine Erfahrung von 1989 jenseits etablierter Erzählmuster z.B. in Dokumenten aus jener Zeit, die ihre eigene Sprachlichkeit in sich tragen. Ich suche sie auch in den Körpern der Menschen, in denen die Erfahrung des Herbstes 1989 unter den auf sie hinaufgeschichteten Erzählungen archiviert ist: als eine freudige Erregung, ein Aufleuchten der Augen, das sich beim Erinnern Bahn bricht. Auch wenn unsere Begriffe des politisch Möglichen keine Worte für sie bereithalten, wissen unsere Körper, dass eine andere mögliche Zukunft auf den Straßen, in den Versammlungen, an den Runden Tischen 1989/90 bereits ein Stück Realität angenommen hatte.

Mit dem Festival „Palast der Republik“, bei dem ich als Kuratorin mitwirke, möchten die Berliner Festspiele nun eine Revision und Ergänzung des Erzählens über 1989/90 anregen. Wir wollen mit damals Beteiligten über ihre Visionen eines gemeinsam organisierten Zusammenlebens sprechen. Warum und wie fokussierten diese genau jene Fragen – der Ökologie, der radikalen Demokratisierung, der sozialen und globalen Gerechtigkeit –, welche die ab 1990 neu formierte Gesellschaft heute am deutlichsten herausfordern? Wir wollen, gemeinsam mit internationalen Künstlern, Theoretikerinnen, Aktivisten einen politischen Erfahrungsschatz heben, der in der Erzählung von Mauerfall und Wiedervereinigung verschwindet – den wir 2019 aber gut brauchen können. Die Revolution von 1989/90 hat gerade erst begonnen.”

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*Nachtrag nach Veröffentlichung: Judith Braband, die mir diese wunderbare Geschichte erzählt hat, konnte den Runden Tisch vor der Volkskammer inzwischen anhand ihrer Unterlagen noch genauer – und anders – datieren: Er fand am 21.6.1990 statt.